Mondsüchtig

Donnerstag, 28. Januar 2010

Gibt es etwas, was Dein Herz begehrt..?

"Der Mond der Prinzessin Lenore"

Es war einmal ein Königreich, das lag am Meer, und dort lebte eine kleine Prinzessin namens Lenore.
Sie war zehn Jahre alt und ging ins elfte. Eines Tages wurde Lenore krank; sie hatte zu viel Himbeertorte gegessen und mußte das Bett hüten. Der königliche Leibarzt wurde gerufen, um nach ihr zu sehen. Er maß ihre Temperatur, fühlte ihren Puls und ließ sich die Zunge zeigen. Er wurde sehr besorgt und schickte nach dem König, Lenores Vater. Der König kam auch gleich, um zu sehen, wie es mit der Prinzessin stand. „Ich will Dir alles geben, was Dein Herz nur wünschen kann“, sagte der König zur kleinen Lenore. „Gibt es etwas, was Dein Herz begehrt?“ „Ja“, sagte die Prinzessin, „Ich möchte gern den Mond haben. Wenn ich den Mond habe, werde ich gleich wieder gesund.“
Darauf ging der König zum Thronsaal und läutete dreimal lang und einmal kurz, und sofort trat der Oberhofmarschall in den Saal. Er war ein großer, dicker Mann mit einer großen Brille, die seine Augen zweimal so groß erscheinen ließ, wie sie wirklich waren. Infolgedessen schien hinwiederum der Oberhofmarschall zweimal so weise zu sein, wie er wirklich war.
„Ich wünsche, daß Du der Prinzessin Lenore den Mond verschaffst“, sagte der König. „Wenn sie den Mond bekommt, wird sie wieder gesund. Besorge ihn noch heute Abend, aber allerspätestens morgen!“ Der Oberhofmarschall wischte sich mit seinem Taschentuch die Stirn ab und schneuzte sich vernehmlich die Nase. „Ich habe, seit ich Euch diene, eine Menge für Euch besorgt, Eure Majestät“, sagte er. „Es trifft sich zufällig, daß ich eine Liste davon bei mir habe.“ Er zog eine lange Pergamentrolle aus der Tasche. „Laßt mich sehen.“ Er schaute mit gerunzelter Stirn in die Liste. „Ich habe Euch Elfenbein, Affen und Pfauen verschafft; Rubine, Opale und Smaragde; schwarze Orchideen, rosafarbene Elefanten und blaue Pudel; Kolibrizungen, Federn von Engelflügeln; Riesen, Zwerge und Seejungfrauen; Weihrauch, Ambra und Myrrhen; ein Pfund Butter, zwei Dutzend Eier; einen Sack Zucker - pardon, das letzte hat meine Frau eingeschrieben ...“

„Das macht nichts“, sagte der König, „was ich jetzt brauche, ist der Mond.“
„Der Mond“, sagte der Oberhofmarschall, „kommt leider nicht in Frage. Er ist 35000 Meilen entfernt und größer als das Schlafzimmer der Prinzessin. Außerdem ist er aus geschmolzenem Kupfer gemacht. Ich kann ihn Euch nicht herbeischaffen, Majestät. Blaue Pudel - jawohl! Den Mond - nein!“ Da geriet der König in Wut, hieß den Oberhofmarschall den Saal verlassen und den königlichen Zauberer zu sich kommen. Der königliche Zauberer war ein kleiner, schmächtiger Mann mit einem länglichen Gesicht. Er trug einen hohen, roten, spitzen Hut, der mit Silbersternen besetzt war, und eine lange blaue Robe, über und über mit goldenen Eulen bestickt. Er wurde recht blaß, als ihm der König sagte, daß er für sein Töchterchen den Mond brauche und daß er von ihm, dem königlichen Zauberer, erwarte, er könne ihn beschaffen.
„Ich habe in meiner Amtszeit eine ganze Menge für Euch gezaubert, Majestät“, sagte er. „Zufällig habe ich in meiner Tasche eine Liste von all den Zaubereien, die ich für Euch ausgeführt habe. Laßt mich mal sehen. Ich habe für Euch Blut aus Steckrüben gequetscht und Steckrüben aus Blut. Ich habe Kaninchen aus Zylinderhüten gezaubert und Zylinderhüte aus Kaninchen. Ich habe aus nichts Blumen, Tambourins und Tauben gezaubert und dann wieder nichts aus Blumen, Tambourins und Tauben. Ich habe Euch Wünschelruten, Zauberstäbe und Kristallkugeln verschafft, um darin die Zukunft zu schauen. Ich habe Euch meine eigene Spezialmischung aus Nachtschatten, Eisenhut und Adlertränen angefertigt, um Hexen, Dämonen und die Spukgeister der Nacht abzuwehren. Ich versah Euch mit Siebenmeilenstiefeln und mit einer Tarnkappe ...“
„Die Tarnkappe funktionierte aber nicht“ fiel der König ein, „ich bin damit genau wie vorher überall angestoßen.“
„Von einer Tarnkappe kann man nur erwarten, daß sie Euch unsichtbar macht“, sagte der königliche Zauberer, „Man darf aber nicht von ihr erwarten, daß sie Euch davor bewahrt, überall anzustoßen.“ Er sah wieder in seine Liste. „Ich brachte Euch ein Waldhorn aus dem Elfenreich, Sand vom Sandmann und Gold vom Regenbogen. Ferner ein Knäuel Zwirn, ein Nadelbuch und ein Pfund Bienenwachs - Pardon, diese letzten Sachen schrieb meine Frau ein, damit ich sie ihr besorgen soll ...“
„Was ich jetzt von Dir wünsche, ist allein der Mond“, sagte der König. „Die Prinzessin wünscht ihn, und wenn sie ihn bekommt, wird sie gleich wieder gesund.“
„Den Mond kann niemand bekommen“, sagte der königliche Zauberer. „Er ist 150000 Meilen entfernt und aus grünem Käse gemacht. Außerdem ist er zweimal so groß wie Euer ganzer Palast.“

Wieder geriet der König in großen Zorn und schickte den königlichen Zauberer zurück in seine Zauberhöhle. Dann befahl er, den königlichen Mathematiker vorzuladen, einen kahlköpfigen, kurzsichtigen Mann mit einer Haube auf dem Kopf und einem Federhalter hinter dem Ohr. „Ich will keine lange Liste vorgelesen bekommen von allem, was Du seit 1907 für mich ausgerechnet hast“, sagte der König zu ihm, „Ich will von dir hier auf der Stelle ausgerechnet haben, wie man den Mond für die Prinzessin Lenore beschaffen kann.“ „Ich freue mich ja so, Majestät, daß Ihr an all das denkt, was ich für Euch seit 1907 ausgerechnet habe“, sagte der königliche Mathematiker. „Rein zufällig habe ich eine Liste davon bei mir. Ich habe Euch die Entfernungen zwischen Tag und Nacht sowie zwischen A und Z errechnet. Ich habe überschlagen, wie weit Aufwärts liegt, wie lange es währt, um nach Hinweg zu kommen, und was aus Vergangen wird. Ich habe die Länge der Seeschlange festgestellt, den Wert des Unschätzbaren abgeschätzt und das Quadrat des Nilpferdes errechnet. Ich weiß, wie viel Ichs Ihr haben müßt, um ein Wir auszumachen, und wie viel Vögel Ihr mit dem Salz des Ozeans fangen könnt. Nebenbei: 187.796.132, wenn es Euch interessieren sollte.“
„So viel Vögel gibt‘s ja gar nicht“, sagte der König, „und überhaupt: Was ich jetzt brauche, ist der Mond.“
„Der Mond ist 300.000 Meilen entfernt“, sagte der königliche Mathematiker. „Er ist rund und flach wie eine Münze, nur daß er aus Asbest gemacht ist; er ist halb so groß wie Euer ganzes Königreich. Überdies ist er am Himmel festgeklebt. Den Mond kann niemand herunterholen.“ Der König geriet in eine noch größere Wut und schickte den königlichen Mathematiker wieder fort. Dann läutete er dem Hofnarren. Der kam in den Saal gesprungen, mit seiner Kappe und den kleinen Glöckchen daran, und ließ sich am Fuß des Thrones nieder.

„Was kann ich für Euch tun, Majestät?“
„Die Prinzessin Lenore möchte den Mond haben“, sagte der König traurig, „und sie kann nicht wieder gesund werden, ehe sie ihn bekommen hat. Aber niemand kann ihn ihr holen. Jedes Mal, wenn ich jemand um den Mond bitte, wird er größer und entfernter. Du kannst nichts für mich tun - höchstens auf deiner Laute spielen; aber möglichst etwas Trauriges.“
„Wie groß, sagen sie, ist der Mond und wie weit entfernt?“ fragte der Hofnarr.
„Der Oberhofmarschall behauptete, er sei 35.000 Meilen entfernt und größer als das Zimmer der Prinzessin Lenore“, sagte der König, „der königliche Zauberer sagt, er sei 150.000 Meilen entfernt und zweimal so groß wie dieser Palast. Der königliche Mathematiker sagt, er sei 300.000 Meilen entfernt und halb so groß wie das ganze Königreich.“
Der Hofnarr zupfte eine Weile auf seiner Laute. „Sie sind alle drei sehr gelehrt, und es ist klar, daß sie alle drei recht haben. Wenn sie alle drei recht haben, dann muß der Mond genauso groß sein und so weit entfernt, wie jeder denkt. Man braucht also bloß die Prinzessin Lenore zu fragen, was sie denkt, wie groß der Mond sei.“
„Daran hätte ich nie gedacht“, erwiderte der König.
„Ich will zu ihr gehen und sie fragen, Majestät.“
Die Prinzessin Lenore freute sich, den Hofnarren zu sehen, aber ihr Gesicht war sehr blaß und ihre Stimme sehr schwach.
„Hast Du mir den Mond mitgebracht?“ fragte sie. „Noch nicht“, sagte der Hofnarr, „aber ich bin gerade dabei, ihn dir zu holen. Was denkst Du, wie groß er wohl sein könnte?“ „Er ist ein bißchen kleiner als mein Daumennagel“, sagte sie, „denn wenn ich meinen Daumennagel gegen den Mond halte, deckt er ihn gerade zu.
„Und wie weit ist er entfernt?“ fragte der Hofnarr.
„Er hängt nicht ganz so hoch, wie der dicke Baum vor meinem Fenster groß ist“, sagte die Prinzessin, „denn manchmal bleibt er in seinen höchsten Zweigen hängen.“ „Ich will heute Nacht auf den Baum klettern, wenn der Mond in den oberen Zweigen hängt, und ihn Dir herunterholen“, sagte der Hofnarr. Dann fiel ihm etwas anderes ein. „Woraus ist eigentlich der Mond gemacht, Prinzessin?“ fragte er.
„Oh, natürlich ist er aus Gold, Du Dummkopf“, sagte sie. Der Hofnarr ging zum königlichen Goldschmied und ließ bei ihm einen niedlichen runden, goldenen Mond anfertigen, gerade ein wenig kleiner als der Daumennagel der Prinzessin Lenore. Dann wurde der goldene Mond an einer goldenen Kette befestigt, damit die Prinzessin ihn als Halsschmuck tragen konnte.

„Was ist das eigentlich, was ich da machen mußte?“ fragte der königliche Goldschmied. „Ihr habt den Mond gemacht“, sagte der Hofnarr. „Das ist der Mond.“ „Aber der Mond“, sagte der königliche Goldschmied, „ist 500.000 Meilen entfernt, ist aus Bronze und rund wie eine Kugel.“
„Das denkst Du“, sagte der Hofnarr und ging mit dem Mond seiner Wege. Der Hofnarr brachte den Mond der Prinzessin, die überglücklich war. Tags darauf war sie wieder gesund, konnte aufstehen und im Garten spielen.
Aber der König wußte, daß der Mond am selben Abend wieder am Himmel aufgehen würde, und wenn die Prinzessin ihn sähe, würde sie merken, daß der Mond an ihrer Halskette nicht der echte war. So sagte er zum Oberhofmarschall: „Wir müssen verhindern, daß die Prinzessin heute Abend den Mond sehen bekommt. Denk Dir etwas aus!“
Der Oberhofmarschall legte den Zeigefinger an die Stirn. „Wir könnten für die Prinzessin eine schwarze Brille bestellen.“
Aber über diesen Vorschlag wurde der König sehr unwillig. „Wenn sie eine schwarze Brille trägt, wird sie überall anstoßen und dann wieder krank werden!“
So berief er den königlichen Zauberer zu sich, der erst auf den Händen lief, dann auf dem Kopf stand und schließlich wieder auf seine Füße zu stehen kam. „Ich weiß, was wir tun könnten“, sagte er. „Schwarze Samtvorhänge aufhängen, um alle Gärten um den Palast wie ein Zirkuszelt zu überdachen.“ Da wurde aber der König so wütend, daß er mit beiden Armen in der Luft herumfuchtelte. „Schwarze Vorhänge halten die frische Luft ab, und die Prinzessin würde wieder krank werden.“ Er befahl, den königlichen Mathematiker zu holen.
Der königliche Mathematiker schritt im Kreise herum und dann im Viereck, und dann stand er still. „Ich hab‘s“, sagte er, „wir könnten jede Nacht im Garten ein Feuerwerk abbrennen. Wir wollen eine Menge Leuchtfontänen aus Silber machen und Wasserfälle aus Gold. Wenn sie dann verpuffen, wird der Himmel mit so vielen Funken bedeckt sein, daß er taghell erleuchtet ist und die Prinzessin den Mond nicht sehen kann.“ Jetzt geriet der König in einen solchen Zorn, daß er einen Luftsprung machte. „Das Feuerwerk würde die Prinzessin am Einschlafen hindern, und sie würde wieder krank werden.“ So schickte er den königlichen Mathematiker ebenfalls wieder fort.

Als der König aus dem Fenster blickte, war es draußen dunkel geworden, und der leuchtende Rand der Mondscheibe lugte gerade über den Horizont.
Voller Schrecken sprang er auf und klingelte nach dem Hofnarren. „Spiel mir etwas sehr, sehr Trauriges“, sagte der König, „denn wenn die Prinzessin den Mond draußen sieht, wird sie wieder krank.“
Der Hofnarr zupfte auf seiner Laute. „Was sagen Eure klugen Gelehrten dazu?“
„Ihnen fällt nichts ein, um den Mond zu verstecken, als was die Prinzessin wieder krank machen würde“, sagte der König.
Der Hofnarr spielte leise eine andere Melodie. „Wenn Eure Gelehrten den Mond nicht verstecken können, dann kann er nicht versteckt werden“, sagte er. „Aber wer wußte zu sagen, wie man den Mond bekommen kann? Das war die Prinzessin Lenore! Daher ist die Prinzessin Lenore klüger als Eure Gelehrten und weiß vom Monde mehr als sie. Also will ich die Prinzessin fragen!“

Und ehe der König ihn zurückzuhalten vermochte, glitt er still aus dem Thronsaal und hinauf über die Marmortreppe ins Schlafzimmer der Prinzessin. Sie war schon zu Bett gegangen, aber noch ganz wach und schaute aus dem Fenster zum Himmel, wo leuchtend der Mond stand. In ihrer Hand glänzte der Mond, den ihr der Hofnarr gebracht hatte. Dieser schaute sehr bekümmert drein, und in seinen Augen schienen Tränen zu schimmern.
„Sag mir nur, Prinzessin Lenore“, fragte er kläglich, „wie kann der Mond am Himmel scheinen, wenn er doch um Deinen Hals an einer goldenen Kette hängt?“ Die Prinzessin blickte ihn an und lachte. „Das ist nicht schwer, Du Dummkopf“, sagte sie. „Wenn ich einen Zahn verliere, wächst ein neuer dafür, nicht wahr? Und wenn der Gärtner im Garten Blumen schneidet, blühen andere Blumen an ihrer Stelle auf.“ „Daran hätte ich selber denken können“, sagte der Hofnarr, „das ist ja dieselbe Geschichte wie mit dem Tageslicht.“
„Und mit dem Monde ist es auch dieselbe Geschichte“, sagte die Prinzessin Lenore. „Ich denke, das ist mit allem dieselbe Geschichte.“
Ihre Stimme wurde ganz leise und verlor sich allmählich, und der Hofnarr merkte, daß sie eingeschlafen war. Behutsam schob er ihre Kissen zurecht. Aber ehe er das Zimmer verließ, ging er hinüber ans Fenster und zwinkerte zum Mond hinauf. Denn es schien dem Hofnarren, als ob der Mond ihm zugezwinkert habe.

(James Thurber)
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Dienstag, 26. Januar 2010

I see you

So, nun habe ich es auch getan - und habe mir gestern "Avatar - Aufbruch nach Pandora" in 3D angeschaut.

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Und was soll ich sagen? Ich bin schwer begeistert. Man sollte den Film unbedingt in 3D anschauen, die Effekte sind wirklich richtig gut.

Natürlich weiß man eigentlich vorher schon, wie die Geschichte verläuft und wie das alles endet. Dafür hat man einfach schon zu viele Filme "Böse gegen Gute" gesehen. Aber das ist eigentlich völlig egal.

Was mich aber richtig begeistert hat, ist das Volk der Na´vi. Ein tolles Naturvolk mit einer sehr schönen Geschichte, starken Frauen und der Verbindung zur Großen Mutter.

Alles ist Energie... Ich sehe Dich... *seufz* So soll es sein...

Dazu eine wunderschöne Flora und Fauna und lauter kleine Details, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Alleine schon der Baum der Seelen oder wie sie Verbindung zu allem aufnehmen ist sensationell...

Das ganze ist in 3D wirklich unglaublich plastisch und wenn man sich so in einen Film und eine Geschichte reinversetzen kann wie ich, dann ist man wirklich mit dem Ikran oder dem Toruk geflogen... ;-)

Ich glaube, ich muß mir den Film nochmal anschauen, wer kommt mit..? ;-)
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Samstag, 23. Januar 2010

SILENCE - I keeeeel you

Immer wieder schön:

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BrokeTrek Mountain

Hahahaha, das wird ja immer besser:



*kicher*
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Die Skelettfrau

Jahre vergingen, bis sich niemand mehr daran erinnern konnte, gegen welches Gesetz das arme Mädchen verstoßen hatte. Die Leute wußten nur noch, daß ihr Vater sie zur Strafe von einem Felsvorsprung ins Eismeer hinabgestoßen hatte und daß sie ertrunken war. So lag sie für eine lange Zeit am Meeresboden. Die Fische nagten ihr Fleisch bis auf die Knochen ab und fraßen ihre kohlschwarzen Augen. Blicklos und fleischlos schwebte sie unter den Eisschollen, und ihr Gerippe wurde von der Strömung um- und um- und umgedreht.

Die Fischer und Jäger der Gegend hielten sich fern von der Bucht, denn es hieß, daß der Geist der Skelettfrau dort umginge. Doch eines Tages kam ein junger Fischer aus einer fernen Gegend hergezogen, der nichts davon wußte. Er ruderte seinen Kajak in die Bucht, warf seine Angel aus und wartete. Er ahnte ja nicht, daß der Haken seiner Angel sich sogleich in den Rippen des Skeletts verfing! Schon fühlte er den Zug des Gewichts und dachte voll Freude bei sich: "Oh, welch ein Glück! Jetzt habe ich einen Riesenfisch an der Angel, von dem ich mich für lange Zeit ernähren kann. Nun muß ich nicht mehr jeden Tag auf die Jagd gehen."

Das Skelett bäumte sich wie wild unter dem Wasser auf und versuchte freizukommen, aber je mehr es sich aufbäumte und wehrte, desto unentrinnbarer verstrickte es sich in der langen Angelleine des ahnungslosen Fischers.

Das Boot schwankte bedrohlich im aufgewühlten Meer. Fast wäre der Fischer über Bord gegangen, aber er zog mit aller Kraft an seiner Angel, er zog und ließ nicht los und hievte das Skelett aus dem Meer empor. "Iii, aiii", schrie der Mann, und sein Herz rutschte ihm in die Hose hinunter, als er sah, was dort zappelnd an seiner Leine hing. "Aiii", und "igitt", schrie er beim Anblick der klappernden, mit Muscheln und allerlei Getier bewachsenen Skelettgestalt. Er versetzte dem Scheusal einen Hieb mit seinem Paddel und ruderte, so schnell er es im wilden Gewässer vermochte, an das Meeresufer.

Aber das Skelett hing weiterhin an seiner Angelleine, und da der Fischer seine kostbare Angel nicht loslassen wollte, folgte ihm das Skelett, wohin er auch rannte. Über das Eis und den Schnee; über Erhebungen und durch Vertiefungen folgte ihm die Skelettfrau mit ihrem entsetzlich klappernden Totengebein.

"Weg mit dir", schrie der Fischer und rannte in seiner Angst geradewegs über einige frische Fische, die jemand dort zum Trocknen in die Sonne gelegt hatte. Die Skelettfrau packte ein paar dieser Fische, während sie hinter dem Mann hergeschleift wurde, und steckte sie sich in den Mund, denn sie hatte lange keine Menschenspeisen mehr zu sich genommen. Und dann war der Fischer bei seinem Iglu angekommen. In Windeseile kroch er in sein Schneehaus hinein und sank auf das Nachtlager, wo er sich keuchend und stöhnend von dem Schrecken erholte und den Göttern dankte, daß er dem Verderben noch einmal entronnen war.

Im Iglu herrschte vollkommene Finsternis, und so kann man sich vorstellen, was der Fischer empfand, als er seine Öllampe anzündete und nicht weit von sich, in einer Ecke der Hütte, einen völlig durcheinander geratenen Knochenhaufen liegen sah. Ein Knie der Skelettfrau steckte in den Rippen ihres Brustkorbs, das andere Bein war um ihre Schultern verdreht, und so lag sie da, in seine Angelleine verstrickt. Was dann über ihn kam und ihn veranlaßte, die Knochen zu entwirren und alles vorsichtig an die rechte Stelle zu rücken, wußte der Fischer selbst nicht. Vielleicht lag es an der Einsamkeit seiner langen Nächte, und vielleicht war es auch nur das warme Licht seiner Öllampe, in dem der Totenkopf nicht mehr ganz so gräßlich aussah - aber der Fischer empfand plötzlich Mitleid mit dem Gerippe.

"Na, na, na", murmelte er leise vor sich hin und verbrachte die halbe Nacht damit, alle Knochen der Skelettfrau behutsam zu entwirren, sie ordentlich zurechtzurücken und sie schließlich sogar in warme Felle zu kleiden, damit sie nicht fror. Danach schlief der Gute erschöpft ein, und während er dalag und träumte, rann eine helle Träne über seine Wange. Dies aber sah die Skelettfrau und kroch heimlich an seine Seite, brachte ihren Mund an die Wange des Mannes und trank die eine Träne, die für sie wie ein Strom war, dessen Wasser den Durst eines ganzen Lebens löscht.

Sie trank und trank, bis ihr Durst gestillt war, und dann ergriff sie das Herz des Mannes, das ebenmäßig und ruhig in seiner Brust klopfte. Sie ergriff das Herz, trommelte mit ihren kalten Knochenhänden darauf und sang ein Lied dazu. "Oh, Fleisch, Fleisch, Fleisch", sang die Skelettfrau. "Oh, Haut, Haut, Haut." Und je länger sie sang, desto mehr Fleisch und Haut legte sich auf ihre Knochen. Sie sang für alles, was ihr Körper brauchte, für einen dichten Haarschopf und kohlschwarze Augen, eine gute Nase und feine Ohren, für breite Hüften, starke Hände, viele Fettpolster überall und warme, große Brüste.

Und als sie damit fertig war, sang sie die Kleider des Mannes von seinem Leib und kroch zu ihm unter die Decke. Sie gab ihm die mächtige Trommel seines Herzens zurück und schmiegte sich an ihn, Haut an lebendige Haut. So erwachten die beiden, eng umschlungen, fest aneinandergeklammert.

Die Leute sagen, daß die beiden von diesem Tag an nie Mangel leiden mußten, weil sie von den Freunden der Frau im Wasser, den Geschöpfen des Meeres, ernährt und beschützt wurden. So sagt man bei uns, und viele unserer Leute glauben es heute noch.

(Clarissa Pinkola Estes in "Die Wolfsfrau")
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Mittwoch, 20. Januar 2010

Göttergebräu

Oh edles Gebräu, Dich möchte ich preisen,
labst Wikingers Kehle sogar schon vorm Speisen
Der zartsüße Honig, er ruht tief in Dir,
man nennt Dich auch gerne des Nordmannes Bier

In Wasser gelöst, glasklar aus der Quelle,
mit Zimt dann verfeinert, so stärkst Du die Seele
Dazu kommen Kräuter, exotisch und würzig,
so rinnt´s durch den Rachen, denn der ist so durstig

Das Gemisch wird gegoren, denn Träume soll´s schenken,
nach reichem Genuß: schwer fällt es das Denken
Das Faß es muß reifen, manch Monat und Jahr,
viele Monde nun wechseln dann ist es erst gar

Sodann wird´s gestochen, der Met läuft herab,
goldgelb wie die Sonne, gereift uns zur Lab
So wollen wir´s trinken, in Saus und in Braus,
drum greift zu den Hörnern, bei fröhlichem Schmaus

Die Christen, natürlich, wie konnt´s anders sein,
verdrängten Met damals zugunsten von Wein
Den Mönchen zum Trutze, Du bleibst unser Trank,
damals wie heute, den Göttern sei Dank !

(Verfasser unbekannt)
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Dienstag, 19. Januar 2010

Böser, böser Captain

Und das mir als Trekkie *kicher*:



Ich lach mich schlapp...
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Samstag, 16. Januar 2010

Irre Kombination

Äußerst bronchienerweiternder Stoff ;-) + Film Chocolat + Häagen-Dazs Eis "Cookies and Cream" + Nordwind + Neumond =

UNGLAUBLICH !!!
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Montag, 11. Januar 2010

Keine Lust mehr auf Worte

Lest es in meinen Augen...

Augen_Mondkuss_1
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Tears of the Prophets

372 Mondsüchtige - abgelegt unter Mondsüchtig

In tenebris lumen

CURRENT MOON

Mondgeflüster

Umzug...
Huhu, seit heute bin ich auch hier zu finden: Mondkuss69 Auch, ...
Mondkuss69 - 30. Mai, 14:43
Und ich hatte leider...
Und ich hatte leider recht mit der Tochter... :-( So...
Mondkuss69 - 23. Jan, 19:51
Ein unvergleichlicher...
Die Songs der Sun-Recordings-Zeiten sind bis heute...
Beko - 12. Sep, 22:14
So ist es.
So ist es.
Thiara - 12. Sep, 21:21
gone but never forgotten!
gone but never forgotten!
Chutzpe - 12. Sep, 19:10
In memoriam Johnny Cash...
Und hier eine Version von "unserem Kind" (kleiner...
Mondkuss69 - 12. Sep, 11:24
Ha! Du weißt, daß ich...
Ha! Du weißt, daß ich jeden Tag reinguck, ob sich was...
Kinkerlitzch3n - 19. Feb, 14:35
Ich sehe igendwie schon...
Ich sehe igendwie schon voraus, daß das mit der Tochter...
Thiara - 19. Feb, 11:48
Ahja, stimmt! Die Stimme...
Ahja, stimmt! Die Stimme war ja weg ...
Kinkerlitzch3n - 14. Feb, 17:53
Suchtverhalten wird nicht...
Suchtverhalten wird nicht nur abgeschaut, sondern auch...
Chutzpe - 14. Feb, 17:13

Mondeinfluß

Und ich hatte leider...
Und ich hatte leider recht mit der Tochter... :-( So...
Mondkuss69 - 23. Jan, 19:51
Na ja, wie gesagt, einfach...
Na ja, wie gesagt, einfach bei hidemyass eingeben und...
Mondkuss69 - 13. Feb, 22:49
Sehr schöner Song. Kannte...
Sehr schöner Song. Kannte ich noch nicht... Hab ihn...
Mondkuss69 - 26. Jul, 23:45
Ja, soooooo wunderschön,...
Ja, soooooo wunderschön, diese Liebe... Dazu müßte...
Mondkuss69 - 3. Jul, 23:26
Aber gerne doch... :-) Leider...
Aber gerne doch... :-) Leider sind die letzten paar...
Mondkuss69 - 23. Nov, 22:08
Siehst Du. Es wurde alles...
Siehst Du. Es wurde alles besser für Dich.
Mondkuss69 - 18. Nov, 01:29
*drückDichzurück* :-)
*drückDichzurück* :-)
Mondkuss69 - 24. Okt, 13:02
Oh wow, hier muß ich...
Oh wow, hier muß ich demnächst noch mehr dazu schreiben....
momoseven1 - 23. Okt, 00:06

Sprich Freund und tritt ein

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Mondstand

Online seit 5615 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 30. Mai, 14:43

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